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ERLESENE ANTIKE ORIENTTEPPICHE XI

 Inklusive der Alfred Ruppenstein Sammlung

22.06.2019, 16:00h PALAIS BREUNER, SINGERSTRASSE 16, 1010 WIEN


Vorwort

von Peter Bichler und Udo Langauer

 

Ich kenne Alfred Ruppenstein seit über 35 Jahren, mit meinem Vater verbindet ihn eine noch längere Freundschaft. Schon bei unserem Kennenlernen in München habe ich damals seine umfassende Sammlung prä-kolumbischer Textilien bewundert, die er mit Stolz präsentierte. Seine Liebe und Begeisterung zu diesen mystischen Textilien konnte man förmlich spüren und ich gebe zu, auch ich bin seitdem von dieser außergewöhnlichen Textilkunst fasziniert. Bei Orientteppichen, Kelims und Textilien sind wir alle von Stücken aus dem 16. und 17. Jahrhundert begeistert und erstarren bereits in Ehrfurcht. Die ältesten Exemplare prä-kolumbischer Textilien sind 2200 Jahre alt und wurden schon damals in perfekter Handwerkstradition gefertigt! Dieses hohe Alter gepaart mit Ästhetik, Farben und mystischen Formen übt, zumindest auf mich, eine enorme Anziehungskraft aus und bewirkt beim Betrachten dieser Kunstwerke eine ganz eigene Faszination, die fast schon mit Demut zu vergleichen ist.

 

Ich kann nur jedem Liebhaber und Sammler von antiken Teppichen, Textilen oder Kelims raten, in diese längst vergangene Welt einzutauchen und sich von den angebotenen Exemplaren verzaubern zu lassen. Glauben Sie mir, es funktioniert und Sie werden überrascht sein!

 

Alfred Ruppenstein hat diese Privatsammlung zwischen 1960 und 1978 mit großer Begeisterung in ganz Europa, auf Auktionen und bei Händlern erworben und in all den Jahren eine bedeutende Privatsammlung angelegt. Umso mehr ist es mir eine Ehre, sein Lebenswerk jetzt für ihn verkaufen zu dürfen.

 

Wohl keine andere Zivilisation weltweit hat jemals eine so große Bandbreite an Textilien mit einzigartiger technischer Raffinesse hervorgebracht wie jene aus dem Großraum Perus, Chiles und Boliviens. Diese Artefakte, die uns aus einer weit entfernten Vergangenheit erreichen, sind heute nur mehr zum Teil lesbar.

Ihre abstrahierten religiösen und rituellen Inhalte dienen der Erhöhung der Ausdruckskraft mit der Betonung auf das Wesentliche und reichen über das Alltägliche hinaus. Sie bilden Kommunikationskanäle in eine andere, mystische Welt, die das Unendliche nach dem Leben zu erreichen versucht. Hier ein Überblick über die verschiedenen Kulturkreise der ausgestellten Exponate.

 

NAZCA Kultur

Das gleichlautende Tal von Nazca im wüstenähnlichen Abschnitt an der Südküste von Peru bildete zwischen 200 v.Chr. bis 600 n.Chr. den Nährboden für Denk- und Symbolmodelle, die für europäische Begriffe nur schwer nachvollziehbar sind. Bekannt sind die riesigen Scharrbilder, die erst 1946 in ihrem Umfang erkannt wurden. Menschenähnliche, mythische Mischwesen aus Schlange, Vogel, Raubkatze und sog. Trophäenköpfe bilden markante Ausdruckformen dieser Kultur. Die komplexe Ikonographie der Nazcakultur, ihre Stilisierung und zunehmende Abstraktion, ließ diese Darstellungen bis zur Unkenntlichkeit auflösen und machten sie nur dem Eingeweihten zugänglich.

 

TIAHUANACO – HUARI Kultur

Das Hochlandbecken um den Titicacasee, im heutigen Bolivien, war die Wiege der Kultur von Tiahuanaco. Sie begann sich um Christi Geburt zu manifestieren und setzte sich bis 1000 n.Chr. fort. Im Musterschatz des berühmten Sonnentors können wir Elemente erkennen, die im Textil wiederzufinden sind. Früh bilden sich ikonographische Mischformen mit den benachbarten Huari. Das Motiv eines abstrahierten menschlichen Kopfes im Profil, mit „Tränenspur" und ein gegenübergestellter Flügel, eine Kondorschwinge, gilt schlechthin als der klassische Musterkanon der Gewebe dieses Kulturkreises.

 

CHIMU Kultur

In das Machtvakuum des zerfallenden Huari Reiches fällt die Gründung des mächtigen Reiches der Chimu an der Nordküste Perus. Von 1000 bis 1460 n.Chr. regierten sie von ihrer monumentalen Hauptstadt Chan-Chan als unumstrittene Herrscher. Die Gewebe waren nicht mehr so sehr vom kultisch-religiösen dominiert, sie waren Ausdruckformen, um Macht und Reichtum zu demonstrieren. Tierdarstellungen von Raubkatzen, Fischen und Vögeln finden sich neben Darstellungen von Kriegern mit dem typischen, sichelförmigen Kopfschmuck. Die bemalten Baumwolltücher lassen auf eine Art künstlerische Freiheit schließen, die im gewebten Medium eher dem traditionellen Musterkanon unterworfen war.

 

CHANCAY Kultur

Im gleichen Zeitraum, an der mittleren Küste Perus, herrschte die Chancay Kultur. In den zahlreichen Tierdarstellungen treten besonders Vögel hervor, aber auch menschliche Figuren mit getrepptem Kopfschmuck. Besonders bemerkenswert ist die feine goldgelbe Wolle der südamerikanischen Kameloiden.

 

INKA Kultur

Diese anfangs kleine Gruppe von Hochlandbewohnern begann ab 1400 n.Chr. ihr Stammesgebiet auszuweiten und sehr rasch, bis 1490 n.Chr., sämtliche Stämme und Königreiche zu unterwerfen. Die straffe Organisation und Regel eines exakten Staats- und Verwaltungswesens spiegeln sich auch in der textilen Entfaltung wider. Eine klare, markant geometrische Musterung unterstreicht diese Haltung. Schachbrettmuster, Sterne, Steifen bilden die Grundelemente der Zeichnung. Die Umhänge und Schultertücher waren nicht nur Bekleidung, sondern auch Rangabzeichen und Indikator über Herkunft und sozialen Status. Neben diesen kulturellen Hauptgruppen gab es noch viele, kleinere Kulturen in Seitentälern, daneben existierten auch eine Anzahl von Mischformen, sowohl in geographischer als auch zeitlicher Hinsicht.

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